Achillesferse, Lindenblatt, Kryptonit – Sauron, Darth Vader, Ramsay Bolton – Feuerblitz, Batmobil, Jolly Jumper.
Heldenerzählungen ziehen sich durch alle Zeiten, Genres und Medien. Ausgehend vom Heros der hellenischen Epik, über Heldendarstellungen in mittelalterlichen Handschriften und Drucken, bis hin zu modernen Superhelden-Blockbustern wandelten sich die Heldenkonzepte historisch wie medial. Definierte sich der zumeist halbgöttliche antike Heros noch über seine herausragende Physis – so der unverwundbare Achilles oder der starke Herakles –, bedient sich der moderne Held mitunter seines Verstandes, technischer/magischer Hilfsmittel oder einer Gruppe treuer Gefährten.
Doch was wären Helden ohne ihre gleichermaßen exorbitanten Kontrahenten? Auch das Spektrum der Schurken und Bösewichte ist facettenreich und reicht von einer Gut-Böse-Dichotomie bis hin zur moralischen Konfusion, wie etwa in „V wie Vendetta“ oder in den neueren Batmanfilmen. Wer denkt, solche Kippfiguren fände man nur in der Moderne, der irrt: auch in der „Ilias“ und im „Nibelungenlied“ verwischen die Grenzen zu Gunsten moralischer Unentschiedenheit.
Jedoch was als heroisch gilt, ist nicht zuletzt gesellschaftlich bedingt: Heldinnen, wie Wonderwoman oder Daenerys Targaryen, können heute weit mehr als potenzielle Bräute oder schöner Zierrat sein. Eine Entwicklung, die man besonders flagrant in modernen Videospielen beobachten kann; von Lara Croft bis Max Caulfield zeigt sich zugleich die Tendenz zur alternativen Weltrettung. Aus dieser Perspektive lassen sich auch Parallelen zum Alltagshelden ziehen, der keine Gefahren oder Martyrien zu erleiden braucht, um im passenden Moment den Tag zu retten.
Vor diesem Hintergrund möchte sich der Studierendenkongress interdisziplinär folgenden Fragebereichen widmen:
Wie werden Helden im Laufe der Zeit in den verschiedenen Medien dargestellt? Inwiefern nehmen Medien Einfluss auf ihre Darstellung und den Wandel von Heldenkonzepten? Welche hero patterns sind dabei jeweils maßgeblich? Lassen sich diachrone Heldenmuster beobachten oder ist Heldentum stets milieuabhängig?
Ferner wäre nach der moralischen Integrität des Helden und seiner Beziehung zum Kollektiv zu fragen. Wo lässt sich in Fällen, in denen keine eindeutige Schwarz-Weiß-Zeichnung vorliegt, die Grenze zwischen Pro- und Antagonist ziehen? Wäre nicht, entgegen der klaren Rezeptionslenkung, mitunter auch ein erfolgreicher Verlauf des antagonistischen Vorhabens zu denken – eine friedliche Herrschaft des Imperiums oder die Befreiung der Erde vom potenziell bedrohlichen Superman? Und (wie) wäre andererseits eine Reintegration des Helden oder gleichermaßen des Bösewichts in das Kollektiv möglich?
Wer kann, wann, wo und wodurch, im narrativen Kontext zum Helden (erklärt) werden? Inwiefern sind Heldenkonzepte von Kategorien wie gender, age, ethnicity abhängig und prägen diese neu? Gibt es ein ¬‚Verfallsdatum‘ für Helden? Welche heroischen Ideale können zu welcher Zeit Aktualität für sich beanspruchen oder diese auch verlieren?
Der Kongress wendet sich an Studierende aller Semester und aller geisteswissenschaftlich arbeitenden Disziplinen. Interessentinnen und Interessenten, die sich mit einem maximal 25-minütigen Vortrag beteiligen möchten, können ihr Abstract (ca. 300 Wörter) sowie einen kurzen Lebenslauf als pdf-Dokument bis zum 30. September unter neuehelden@germanistik.uni-muenchen.de einreichen. Reise- und Übernachtungskosten können leider nicht übernommen werden, stattdessen versuchen wir, private Übernachtungsmöglichkeiten anzubieten. (Kontakt)